Personen

Gustav Heinrich Angenheister

zweiter Direktor nach Emil Wiechert

Historische Erdbebenwarte | Personen

Gustav Heinrich Angenheister (1878-1945)

Als Nachfolger von Emil Wiechert war Gustav Angenheister der zweite Direktor des Instituts für Geophysik in Göttingen. Er hatte in Heidelberg, München und Berlin studiert und besaß daher eine Ausbildung als Experimentalphysiker.

Die Annahme einer Assistentenstelle bei Wiechert 1905 brachte ihn auf Lebenszeit zur Geophysik. Dazu hat beigetragen, dass er bereits ab 1907 für zunächst zwei Jahre die Stelle eines Observators an dem vom Göttinger Institut seit 1902 betriebenen Samoa-Observatorium in Apia auf der Südseeinsel Upolu inne hatte, wohin er 1911 als Observator und ab 1914 als Direktor des Observatoriums zurückkehrte. Es gelang ihm, trotz der im Ersten Weltkrieg erfolgten Internierung den Betrieb des Observatoriums bis zu dessen Übergabe 1921 an Neuseeland fortzuführen.

Nach der Rückkehr aus Samoa trugen die dort erworbenen vielseitigen Kenntnisse und Erfahrungen ihre Früchte in den mannigfachen wissenschaftlichen Aktivitäten seiner Potsdamer Zeit, wobei er sich besonders für die Zusammenarbeit mit den Nachbarfächern einsetzte.

Seismik um Meteorologie ergänzt

Die Berufung nach Göttingen 1929 gab ihm die Möglichkeit, die Arbeiten seines Lehrers Wiechert nach dessen Tod an dem inzwischen höchst renommierten Institut fortzuführen und dabei eigene Akzente zu setzen. Wie bei Wiechert stand auch bei Angenheister die Seismologie im Zentrum des Interesses, jetzt aber mit der Betonung der Nahbebenseismik. Damit verknüpft war die Untersuchung künstlich verursachter Bodenstörungen wie etwa bei großen Steinbruchsprengungen. Die Gla­ziologie erhielt durch die Gletscherseismik in den Alpen und in Grönland gesicherte Eisdickedaten. Auch erreichte Angenheister, dass am Institut als zweites Fach die Meteorologie eingerichtet wurde und schnell in For­schung und Lehre Bedeutung gewann. Der Zweite Weltkrieg verhinderte nicht nur einen weiteren Ausbau des Instituts, sondern überschattete nicht zuletzt auch familiär das zugleich mit dem Krieg zu Ende gehende Leben Gustav Angenheisters.

Verfasser: Manfred Siebert

Gustav Heinrich Angenheister
Gustav Heinrich Angenheister