Ludwig Carl Geiger
entwickelte ein Verfahren zur Bestimmung des Epizentrums eines Erdbebens
Historische Erdbebenwarte | Personen
Ludwig Carl Geiger (1882 -1966)
Ludwig Carl Geiger war ein Schweizer Seismologe. Er entwickelte ein Verfahren zur Bestimmung des Epizentrums eines Erdbebens.
Geiger studierte zunächst in Basel die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Mathematik, Astronomie und Chemie. Nach drei Semestern wechselte er für jeweils ein Semester nach Berlin und anschließend nach Heidelberg. Seine letzten fünf Semester studierte er dann in Göttingen, wo er am Institut für mathematische Physik bei Geheimrat Prof. Dr. Woldemar Voigt (1850 – 1919) experimentell arbeitete.
Observator auf Samoa
Zum 1. Januar 1913 wurde Geiger von der “Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen“ angestellt, um für ein Jahr als Observator für Geophysik und Meteorologie an das Göttinger Samoa Observatorium zu gehen, blieb aber auf Grund des beginnenden ersten Weltkriegs länger. Die Inselgruppe Samoa im Südpazifik war damals eine als Schutzzone bezeichnete deutsche Kolonie (siehe auch Samoa-Hütte).
Globale Struktur des Erdkörpers entziffert
Geiger arbeitete sowohl an theoretischen als auch an angewandten Problemstellungen. In Göttingen gehörte er der innovativen Arbeitsgruppe von Emil Wiechert an. Geiger war von 1907 bis 1910 für das jährliche seismologische Bulletin der Göttinger Station zuständig; hier betreute er auch den Betrieb der Station und die Auswertung der seismischen Registrierungen. In einem Vorwort zum Bulletin von 1907 beschreibt Geiger unter der Überschrift „Die Bearbeitung der Erdbebendiagramme“ die damalige Auswertepraxis eines Observatoriums. Während der Observatoriumsarbeit entwickelte er ein feines Gespür für die Beobachtung und Interpretation seismischer Phasen. Zusammen mit Karl Zoeppritz verbesserte er die damals bekannten Laufzeitkurven und verwendete seismologische Beobachtungen, um die globale Struktur des Erdkörpers zu entziffern. Einen Teil dieser Untersuchungen führte Geiger nach dem frühen Tod von Zoeppritz weiter und arbeitete dabei angefangene Auswertungen von Zoeppritz auf.
Herglotz-Wiechert Verfahren
Zusammen mit Emil Wiechert wendete Geiger das heute als Wiechert-Herglotz- oder Herglotz-Wiechert-Verfahren bekannte Inversionsverfahren zur Bestimmung der Geschwindigkeitsstruktur in der Erde erstmals an. Gustav Herglotz hatte das dazu gehörende mathematische Problem gelöst und anschließend hat Wiechert die besser handhabbare Formulierung gefunden. Die Wiechertsche Herleitung und eine erste Anwendung auf verschiedene damals bekannte Laufzeitkurven wurden dann 1910 veröffentlicht.
Zitiert aus: Ludwig Carl Geiger – (Geo)Physiker in Göttingen und auf Samoa von J. Ritter, Göttingen & J. Schweitzer, Kjeller – DGG Mitteilungen 20/2002