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Erdbeben Türkei 06-02-2023

Am 6. Februar 2023 ereignete sich in der türkisch-syrischen Grenzregion ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8, das etwa 9 Stunden später von einem zweiten Erdbeben der Stärke 7.5 gefolgt wurde.

Bei beiden Erdbeben kam es zu einem etwa 300 km langen Bruch, wobei der erste in Südwest-Nordost Richtung erfolgte und der zweite eine West-Ost Orientierung besaß. Das zweite Beben wurde vom ersten durch Spannungsumlagerungen ausgelöst. In dieser südlichen Verschiebungszone der anatolischen Platte wurden durch die beiden Erdbeben Spannungen frei, die sich in den letzten wahrscheinlich über 100 Jahren aufgestaut haben.

Die ersten Erdbebenwellen (sogenannte P-Wellen) erreichten die 2600 km entfernten Göttinger Erdbebenstationen GTT (historische Wiechert-Seismographen) und GTTG (modernes STS-2-Breitbandseismometer) nach (5 min + 18 s). Die größeren S-Wellen folgten etwa 4,5 min später, und kurz darauf kamen die Oberflächenwellen in Göttingen an.

Ein Vergleich der Göttinger Registrierungen zeigt erneut die hohe Qualität der historischen Wiechert-Seismographen. Die seit teilweise 120 Jahren mit mechanischer Verstärkung arbeitenden Wegaufnehmer können mit den modernen mechatronischen Geräten durchaus mithalten.

Durch einen großen Zufall konnten zum ersten Mal in Göttingen die horizontalen Bodenbewegungen, verursacht durch ein über 2500 km entferntes Erdbeben, eindrucksvoll gefilmt werden.

Das gelang durch die rein mechanische Verstärkung der Bewegungen um einen Faktor von ca. 200 durch den astatischen Horizontals­eismographen von Emil Wiechert, der seit 120 Jahren in Göttingen im Dauereinsatz ist.

Die Schreibnadeln der beiden Horizontal­komponenten lagen in diesem Fall nicht auf berußtem Papier sondern abgehoben auf einem teflonbeschichteten Draht. Damit konnten sie auch über die Ränder des berußten Papiers hinaus wandern (wie im weiteren Verlauf beobachtet wurde) und retteten dadurch die Registrierung mit dem Lasersystem. Ansonsten wären die Schreibnadeln beim Aufprall auf die Begrenzungen der Papierstreifen aus ihrer Lagerung gerissen und damit auch die an den Schreibarmen befestigten Laserspiegel umgeworfen worden.

Artikel aus dem Göttinger Tageblatt: