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Bombenexplosionen in der Nacht 30. / 31. Januar 2021 in Göttingen, Registrierungen der Wiechert’schen Erdbebenwarte Göttingen

Kurz nach Mitternacht, am 31. Januar 2021, wurden im Göttinger Stadtgebiet nahe der Leine vier 10-Zentner-Bomben aus dem 2. Weltkrieg gesprengt, wobei zwei benachbarte Bomben gleichzeitig zur Explosion gelangten. Es gab also drei Ereignisse, die von der 3,2 km entfernten Göttinger Erdbebenwarte oberhalb der Herzberger Landstraße am Warteberg registriert wurden.

Abbildung 1 zeigt die Registrierung der Explosionen mit dem historischen 17t-Pendel auf berußtem Papier. Es handelt sich um die Nord-Südkomponente des Wiechertschen Horizontalseismografen der Station GTT, die seit über 110 Jahren im Dauerbetrieb läuft. Die Ausschläge der Schreibnadel sind als „3 kleine Tannenbäume“ deutlich zu erkennen.

Abbildung 1
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Abbildung 2 zeigt vergrößert einen der „Tannenbäume“. Es dauerte nur etwa 5 Sekunden, ihn auf dem berußten Papier zu malen. Die größten Ausschläge wurden von Bodenbewegungen von nur wenigen Mikrometern Amplitude verursacht.

Gleich nebenan steht im Neuen Erdbebenhaus ein moderner Seismograf vom Typ STS-2. Diese seismologische Station GTTG ist Teil des deutschen Regionalnetzes GRSN und wird von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover mit Unterstützung des Vereins „Wiechert’sche Erdbebenwarte Göttingen e.V.“ betrieben.

Abbildung 2
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Abbildung 3 zeigt eine 24-Stunden-Übersicht mit den drei Ereignissen. Der STS‑2‑Seismograf registriert mit Hilfe von drei eingebauten 200g-Gewichten die Erdbebenwellen in Nord-Süd-, Ost-West- und Vertikal-Richtung.

Abbildung 3
Abbildung 3

Abbildung 4 zeigt die Meßdaten der drei Komponenten von den drei Sprengungen in hoher zeitlicher Auflösung. Die schnellsten Wellen, die sogenannten P-Wellen, liefen mit etwa 10‑facher Schallgeschwindigkeit durch tiefere Bodenschichten und erreichten nach einer Sekunde die Erdbebenwarte. Daraus lassen sich sekundengenau die drei Sprengzeiten am 31. Januar ermitteln: 00:11:43, 00:12:56, 00:46:04 MEZ.

Nur 3 Sekunden nach den Sprengungen erreichten die ersten Oberflächenwellen die Erdbebenwarte. Sie besitzen eine Schwingungsperiode von etwa 0,4 Sekunden. Der Abstand von einem Wellenberg bis zum nächsten beträgt etwa 500 Meter, wobei die Wellenberge bei der Erdbebenwarte nur noch wenige Mikrometer hoch sind.

Abbildung 4
Abbildung 4