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Erdbeben in Kamtschatka am 29. Juli 2025
Am 29. Juli 2025 um 23:24:52 UTC (= 30.07.2025 01:24:52 MESZ) ereignete sich vor der Ostküste der russischen Halbinsel Kamtschatka ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 in etwa 20 km Tiefe.
Die schnellsten Raumwellen (P-Wellen), die durch das Erdinnere laufen, erreichten die 8100 km entfernte Wiechert‘sche Erdbebenwarte Göttingen nach 11,5 Minuten und wurden dort von allen Seismographen registriert – dem modernen Breitbandseismometer der Station GTTG, der hochauflösenden Sartorius-Waage und den historischen Wiechert-Seismographen (siehe Abb. 1 und 2).
Die maximalen Bodenbewegungen traten 45…55 Minuten nach dem Beginn des Bebens bei den Oberflächenwellen auf und erreichten in Göttingen etwa ±2 mm. Die Dauer einer Schwingung betrug dabei etwa 18 Sekunden bei einer Wellenlänge von ca. 50 km. Gleichzeitig mit Göttingen wurde z.B. Kassel auf den vorhergehenden Wellenberg hochgehoben. Diese Oberflächenwellen wanderten mit einer Geschwindigkeit von 3…4 km/s über die ganze Erde. In 18 Sekunden ist also ein Wellenberg von Göttingen nach Kassel weitergewandert, denn die Oberflächenwellen kommen aus nahezu nördlicher Richtung. Kamtschatka liegt zwar weit im Osten, aber wir leben auf einer Kugel, und die kürzeste Luftlinie führt über das Nordkap zu uns.
Dieses Seebeben war das weltweit stärkste seit dem Erdbeben vom März 2011 vor der Nordostküste Japans, das eine Stärke von 9,0 hatte und einen verheerenden Tsunami auslöste.
Das Kamtschatka-Beben regte auch Eigenschwingungen der Erde an, d.h. tagelang führte die Erde kleine Schwingungen aus – vergleichbar mit dem Nachhall einer Glocke. Karl-Heinz Jäckel, GFZ Potsdam, hat die Eigenschwingungen mit Hilfe der Göttinger GTTG-Daten analysiert (siehe Abb. 3). Sie stimmen sehr gut mit den theoretischen Werten unseres Erdmodells überein.
Am Ort dieses Kamtschatka-Bebens wandert die Pazifische Platte nordwestwärts mit etwa 8 cm/Jahr und schiebt sich unter die Nordamerikanische Platte. Dabei entstehen enorme Spannungen, die sich in vielen starken Erdbeben entladen und auch zu Vulkanausbrüchen führen („Pazifischer Feuerring“).
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Spektralanalyse von Karl-Heinz Jäckel, GFZ Potsdam, LHZ-Daten der Göttinger Station GTTG, 3-Tage-Intervall 30.07. 12 Uhr bis 02.08.2025 12 Uhr (Perioden: oS2 = 53,9 Minuten … oS6 = 16,1 Minuten, theoretische Werte = Markierungen oberhalb des Spektrums durch senkrechte Striche).