Mintrop Kugel der Wiechert'schen Erdbebenwarte Göttingen

Fallturm Mintrop-Kugel

Künstliche „Erdbeben“ werden durch den Fallturm der Mintrop-Kugel ausgelöst – monatlich fällt die 4 Tonnen schwere Mintrop-Kugel aus Stahl in den Muschelkalkboden des Göttinger Hainbergs – Höhepunkt der regelmäßigen Führungen

Historische Erdbebenwarte | Gebäude & Gelände

Fallturm der Mintrop-Kugel

Im Jahr 1908 begann Ludger Mintrop, ein Schüler Wiecherts (siehe Personen), künstliche Erdbeben zu erzeugen und mit transportablen Seismographen mit bis zu 50.000-facher Vergrößerung die Bodenwellen in verschiedenen Entfernungen zu registrieren. Er ließ ein 14 m hohes Stahlgerüst bauen, von dem eine vier Tonnen schwere, von der Firma Krupp spendierte Stahlkugel fallen gelassen wurde.

Fall der Mintrop-Kugel

Jeden ersten Sonntag im Monat „rumst“ es im Göttinger Wald. Dies ist der augenscheinliche Höhepunkt der beliebten Führungen durch die Gebäude und über das Gelände der Wiechert’schen Erdbebenwarte Göttingen. Dann donnert nämlich eine Stahlkugel mit einer Masse von vier Tonnen aus 14 m Höhe in den Muschelkalkboden des Göttinger Hainbergs.

Ludger Mintrop war ein gelehriger Schüler Wiecherts und Mitbegründer der modernen Geophysik. 1908 erzeugte er erstmals größere künstliche Erdbeben – eine Idee, die ihn später steinreich machen sollte. Auf dem Gebiet der Erdbebenwarte ließ er ein Stahlgerüst bauen, von dem eine vier Tonnen Stahlkugel – spendiert von der Firma Krupp – auf den Muschelkalkboden fallen gelassen wurde. Transportable Seismographen registrierten mit bis zu 50.000-facher Verstärkung in verschiedenen Entfernungen die künstlich ausgelösten seismischen Bodenwellen. Damit war man in der Lage, markante Gesteinsgrenzen in der Tiefe mit großer Genauigkeit zu erfassen. Dieses Verfahren war ursprünglich für den Bergbau vorgesehen, erlangte aber mit dem Aufstreben der Ölindustrie in diesem Bereich große Bedeutung.

Erdölquellen ausfindig gemacht

Aus diesen Versuchen entwickelte sich bald die Methode der Sprengseismik. Statt der schweren Kugel verwendete Mintrop später Dynamit. Unter wesentlicher Beteiligung von Mintrop wurde 1921 die Prospektionsfirma Seismos GmbH gegründet. Mintrop schaffte es mit seiner Methode ein „3-D-Bild“ unter der Erdoberfläche zu erstellen, markante Gesteinsgrenzen auszumachen und spezielle feste oder flüssige Schichten zu lokalisieren – beispielsweise Erdöl und andere Bodenschätze. Weltweit suchte der Geopionier mit seiner patentierten Erschütterungsmessung vor allem nach Erdöllagerstätten, was ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch großen unternehmerischen Erfolg einbrachte.

Der Markscheider und Geophysiker Ludger Mintrop meldete am 7. Dezember 1919 sein Patent Verfahren zur Ermittlung des Aufbaues von Gebirgsschichten an. Die Gründung der Seismos dann am 4. April 1921 durch Mintrop und die Montankonzerne Deutsch Lux, Phoenix, Hoesch, Thyssen und Rheinstahl. Ziel des Unternehmens war es Gebirgsschichten und nutzbare Lagerstätten zu erforschen.
Erste Arbeiten in Deutschland, Österreich, Polen, Holland und Schweden galten der Erfassung und Abgrenzung von Kohlelagerstätten sowie von Erzkörpern und Quarzitlagern. Um lesbare Signale zu erhalten, hatte man künstliche Erdbeben mit enormen Sprengstoffmengen zu erzeugen. Mintrop entwickelte ein völlig neues Verfahren, welches unter der Bezeichnung Refraktionsseismik bekannt werden sollte. Mittels dieses Verfahrens konnte man die Salzstöcke der niedersächsischen Erdölregionen erkunden und über diesen Umweg auf Erdöl stoßen.

Das schreibt Wikipedia über Seismos

Durchbruch und Krise der Seismos.
Im Jahr 1923 gelang der Durchbruch: AGUILA, eine Tochter von SHELL holte einen Messtrupp nach Mexiko, um die Golden-Lane-Ölfelder weiter in Neuland vorzutreiben. Noch im gleichen Jahr wurde die Seismos in den USA für das Unternehmen MARLAND Oil Co., das heute unter dem Namen CONOCO firmiert eingesetzt. Weitere Einsätze erfolgte dann für die GULF OIL und bald auch für ROXANA, eine Tochter von SHELL. Am 19. November 1924 wurde der erste Salzstock in Texas, unweit Houston, durch einen Messtrupp von Seismos für die GULF Oil gefunden. Nachdem man die Salzstockflanken abgebohrt hatte, stieß man auf ein ergiebiges Ölfeld.

Der Fund erzeugte ein großes Medienecho, was das Suchverfahren schnell bekannt machte. Von einem deutschen Patent war die Rede und von Wissenschaftlern, die aus Deutschland angereist waren und es verstanden, mit einem Zaubermittel umzugehen. Im Anschluss wurden Seismos-Messtrupps auch in Ägypten, Irak und dem Iran eingesetzt.

Voll motorisierter Seismos-Trupp 1926 in Louisiana
Das Monopol der Seismos begann nach zirka fünf Jahren zu bröckeln, da Mintrops Verfahren und Instrumentarium, gleichwohl patentgeschützt, kopiert wurden. Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise waren die Aktivitäten von Seismos in Amerika beendet. Deutschland und Europa brachten ebenfalls keine Aufträge. Das innereuropäische Ergebnis hatte bis dahin auch nie mehr als fünf Prozent zum Umsatz beigesteuert. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage mussten viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Der Fallturm mit der fallenden MIntrop-Kugel
Der Fallturm mit der fallenden MIntrop-Kugel
Die Mintrop-Kugel
Die Mintrop-Kugel
Der Fallturm der Mintrop-Kugel von oben
Der Fallturm der Mintrop-Kugel von oben
Die Mintrop-Kugel
Die Mintrop-Kugel